Wie du durch regelmäßige Fastentage dein Wohlbefinden steigerst
Die Ernährung ist im Ayurveda ein wichtiges Werkzeug, um unser inneres Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Wenn wir uns den Doshas und Elementen, die in uns und um uns herum wirken, bewusst sind, können wir ganz gezielt Lebensmittel wählen, die uns darin unterstützen, gesund und stark durch den Tag zu gehen.
Genauso wichtig, wie an unsere individuelle Konstitution angepasst zu essen, ist es auch zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Maß zu fasten. Fasten ist ein sehr wichtiges Werkzeug im Ayurveda und hilft dabei, uns körperlich, mental und emotional zu reinigen.
Wenn wir drei Mal am Tag eine Mahlzeit zu uns nehmen, die jeweils für mehrer Stunden vom Körper verdaut und verarbeitet wird, dann bedeutet das, dass unser Verdauungssystem fast rund um die Uhr arbeitet. Je mehr wir essen, umso mehr arbeitet es.
Auch wenn Essen natürlich eine wichtige Energiequelle für uns ist, ist es ebenso wichtig zu verstehen, dass der Verdauungsprozess selbst sehr viel Energie benötigt.
Genau aus diesem Grund ist Fasten so wichtig. Im Fasten erlauben wir unserem Körper, eine Pause einzulegen. Tag für Tag arbeiten unsere Organe unerschütterlich für uns – im Fasten erkennen wir diese Arbeit an und erlauben ihnen eine wohlverdiente Ruhepause.
Wenn der Körper nun nicht mehr mit Verdauen beschäftigt ist, können die Zellen beginnen sich zu regenerieren, das Immunsystem kann effektiver arbeiten und der Körper beginnt Giftstoffe abzubauen und loszulassen. Der Körper beginnt innerlich „aufzuräumen“.
Fasten ist mindestens genauso wichtig wie essen. Regelmäßiges fasten sorgt nicht nur auf körperlicher Ebene für Entgiftung und Heilung, sondern auch auf emotionaler und mentaler Ebene.
Fasten auf ayurvedisch bedeutet nicht nur, einfach nichts zu essen, sondern auch von unseren täglichen Aufgaben für einen Moment Abstand zu nehmen. Fasten ist eine Zeit der Reflexion und der Neuorientierung.
Ich möchte dir heute eine Form des Fastens vorstellen, die ich schon seit vielen Jahren in meinen Alltag integriert habe.
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Ekadasi
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Ekadasi ist das Wort für die Zahl 11 auf Sanskrit. Im vedischen Mondkalender wird der Monat in zwei Hälften eingeteilt: Die Phase des zunehmenden Mondes, von Neumond zu Vollmond und die Phase des abnehmenden Mondes – von Vollmond zu Neumond. Voll- und Neumond ist dabei jeweils der erste Tag der Phase und jeder folgende Tag wird mit einer Nummer beschrieben – Ekadasi ist jeweils der elfte Tag nach Neumond und nach Vollmond.
Es ist eine uralte Tradition an diesem Tag zu fasten. In den zahlreichen Traditionen in Indien haben sich mit der Zeit unterschiedliche Bräuche etabliert – was sie alle gemeinsam haben, ist an diesem elften Tag der Mondphasen ganz oder teilweise auf Essen zu verzichten.
Der Grund ist, dass Ekadasi eine besondere Energie hat. Die Konstellation der Himmelskörper sorgt dafür, dass dieser Tag von Sattva geprägt ist. Sattva bedeutet Reinheit, Leichtigkeit, Klarheit und Harmonie.
Da der Prozess des Fastens und der Reinigung nicht nur körperlich, sondern auch emotional und mental anstrengend und herausfordernd sein kann, wird seit jeher Ekadasi für die Kunst des Fastens genutzt. Denn die vorherrschende sattvische Energie von Harmonie und Reinheit unterstützt uns in diesem Prozess des Loslassens und hilft uns, ein inneres Gleichgewicht zu bewahren.
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Arten des Fastens
Wie das Fasten an Ekadasi konkret aussieht, kann ganz unterschiedlich ausfallen. In manchen indischen Traditionen wird zum Beispiel komplett auf Getreide verzichtet – alles andere wird gegessen. Es werden an diesen Tagen in den Tempeln und zu Hause Mahlzeiten mit viel Gemüse oder Buchweizen gekocht. In anderen Traditionen wird komplett auf Essen verzichtet.
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1) Teilfasten
Wenn du Ekadasi in deinen Alltag integrieren möchtest und bisher noch nie gefastet hast, dann empfehle ich dir, die ersten Male teilweise zu fasten. Das bedeutet du trinkst genügend Wasser und du isst, aber zu jeder Mahlzeit das Gleiche. Allein das hilft dem Verdauungssystem schon enorm, um zur Ruhe zu kommen und den Regenerierungsprozess in Gang zu setzen. Als Mahlzeit an diesen Tagen eignet sich besonders gut Kitchari – das ist eine leichter Eintopf aus Basmati Reis und Mung Bohnen. Iss an deinem Ekadasi Tag anstatt deiner üblichen Mahlzeiten kleine Portionen Kitchari – sonst nichts. (das Rezept findest du HIER)
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2) Trinke nur Tee
Wenn du schon mal gefastet hast oder nach ein paar Kitchari-Fastentagen gern einen Schritt weiter gehen möchtest, kannst du ganz auf feste Mahlzeiten verzichten und zum Beispiel über den Tag verteilt Kräutertee trinken. Um den Reinigungsprozess zu stärken, eignet sich besonders Ingwertee. Bei Unruhe kannst du zum Beispiel Kamille, Zitronengras oder Rosenblätter nutzen. Süßholz, Himbeerblätter oder Pfefferminz helfen bei Unwohlsein. Trinke über den Tag verteilt so viel Tee wie du möchtest.
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3) Komplettes Fasten
Die nächste Stufe des Fastens ist entweder nur Wasser zu trinken oder sogar auch auf Wasser zu verzichten.
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Versuche außerdem deine Aktivitäten an diesem Tag so weit wie möglich herunterzufahren und auch von deinen üblichen Aufgaben zu fasten. Schau, ob dich vielleicht dein Partner/deine Partnerin oder ein Kollege/eine Kollegin an diesem Tag unterstützen kann, und dir ein paar Aufgaben abnehmen kann. Nimm dir nichts vor, lass deine sozialen Kontakte für diesen Tag ruhen und konzentriere dich voll und ganz auf dich selbst.
Du kannst die Zeit zum Beispiel nutzen, um Dinge zu tun, für die du sonst kaum Zeit hast, malen, meditieren, spazieren gehen oder ein schönes langes Bad nehmen. Genieße die Ruhe und die Zeit für dich und schöpfe daraus neue Kraft.
Wenn es für dich unmöglich ist, Arbeit abzugeben oder zu limitieren, dann sei nicht zu streng mit dem Fasten. Wahrscheinlich ist es für dich besser, an diesem Tag nur teilweise zu fasten, sodass du genug Energie hast, um deine Aufgaben zu erledigen.
Faste außerdem nicht während deiner Menstruation, in der Schwangerschaft und Stillzeit oder wenn du krank oder schwach bist. In diesen Zeiten hat dein Körper genug zu tun und es ist wichtig, dies anzuerkennen und ihm die nötige Nahrung zu geben.
Am nächsten Morgen brichst du dein Fasten am besten mit einer wärmenden Portion Kitchari.
Probier es einfach aus und schau wie du dich fühlst. Versuche pro Monat mindestens einen Ekadasi Tag einzulegen und deinem Verdauungssystem so eine Pause zu gönnen. Die Effekte von nur einem Tag fasten sind enorm – du wirst sehen, dass du dich energetischer und kraftvoller fühlst. Dein Körper wird es dir danken und auch emotional und mental wirst du spüren, wie du dich klarer, leichter und ausgeglichener fühlst.
Die Ekadasi-Daten kannst du am besten im Internet in einem vedischen Kalender nachlesen, denn sie verändern sich ein wenig je nach Zeitzone und können auch mal auf den 12. Tag der Mondphase fallen. Hier sind die Daten für den Rest von 2022 für Deutschland – trage sie dir am besten gleich in deinen Kalender ein, damit du sie nicht vergisst :
20. Oktober
4. November
19. November
3. Dezember
19. Dezember
Ich wünsche dir jetzt ganz viel Freude beim Fasten und einen wunderbaren Tag!
Alles Liebe
Deine Laura
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PS: Wünschst du dir mehr Leichtigkeit und Energie in deinem Leben und suchst nach Unterstützung? Ich helfe dir von Herzen gern dabei, Ayurveda richtig für dich zu nutzen und an deine individuellen Bedürfnisse anzupassen. Melde dich gern bei mir. HIER erfährst du mehr.
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Ein sehr schöner Beitrag, kurz und einfach zusammengefasst, und enthält alles was man wissen möchte, wenn man erst am Anfang ist. Ich Danke Dir! In der nächsten Zeit werde ich mir noch mehr deiner Beiträge durchlesen, Frieden und Ausgeglichenheit mit Dir, Tobias.
Vielen lieben Dank, Tobias! Viel Spaß beim stöbern 🙂